Turm

Die Sandsteine, im 16. Jahrhundert verbaut bergen die Schätze einer Räderuhr und vier wuchtiger Glocken, die die Zeit messen und durch Ihren Klang verkünden. Zum Gebet, zum Gottesdienst, zu Freud und Leid ermahnen sie die Menschen der Kirchengemeinde.

Jede Glocke hat ihren Namen, eine drückt es so aus: OSANNA HEIS ICH MEISTER HANS GOS MICH. Lassen Sie sich führen in die Höhe. Begreifen Sie im wahrsten Sinne des Wortes die Stärke und Erhabenheit die Sie nun empfängt. Respekt und Bewunderung vor dem Glockengießer und seinen Helfern wird bewusst und nicht zuletzt schwirren die Zeilen von Friedrich Schiller durch den Kopf.

Bei gutem Wetter sollten Sie aber auch den Blick in die liebliche Natur und die Weite und Schönheit der Landschaft genießen. Zu den modernen Türmen unserer Zeit schweift der Blick zu der Mainmetropole Frankfurt.

Und so tauchen Sie ein in Zeitabläufe vor der Reformation zur heutigen Zeit.

Die Turmuhr

Die Turmuhr in der Bergkirche von Niedergründau wurde von der Firma WEULE aus Bockenem (Niedersachsen) angefertigt.

Im Gussrahmen der Räderuhr ist das Fertigungsjahr mit 1899 gut lesbar als Relief eingelassen.

Die Gründung des Unternehmens erfolgte im Jahr 1836 durch den Uhrmacher Johann Friedrich Weule (1811-1897). Sein Sohn Friedrich Weule (1855-1952) übernahm vom Vater 1879 das Unternehmen und führte es über 40 Jahre, bis er es an die nächste Generation, seinen Sohn Ingenieur Friedrich Weule Jun. (1883-1954) übergeben konnte. Friedrich Weule Jun. erweiterte den Betrieb etwa 1880 mit dem Glockenguss. Während des 1. und 2. Weltkrieges wurden Kriegsgeräte hergestellt. Nach einer wechselhaften Geschichte ging der Betrieb 1953 in Konkurs. Es folgte eine Übernahme durch die Wilhelmshütte in Bornum (Niedersachsen), die dann selbst 1966 in Konkurs ging.*)

Im Turmuhrzimmer der Bergkirche, einige Treppen hoch, ist die Räderuhr aufgebaut. Sie ist noch im Originalzustand und muss täglich aufgezogen werden. Die großen Gewichte hängen an durch den Fußboden geführten Stahlseilen. Der taktbestimmende Perpendikel hängt unterhalb des Tragrahmens. Die Halb- und Ganzstunden-Glockenschläge werden vom darüber liegenden Glockenstuhl weit in die umliegenden Täler getragen. Ein einfaches, temperaturausgleichendes Gestänge treibt die Zeiger der Zifferblätter über ein separates Getriebe an. Diese sind über dem Haupteingang (Westseite) und auf der Südseite (Richtung Rothenbergen) im Turmdach untergebracht.

Außer unserer Turmuhr existieren*) noch 11 weitere Weule-Turmuhren, 2 ältere, 8 jüngere und eine, die ebenfalls 1899 gefertigt wurde.

*) siehe Wikipedia August 2020